Blogpost vom 01. November 2022
Gutes UX Design ist gut fürs Geschäft
Unternehmen, die in das Design ihres Produktes und ihres Services investieren, sind wirtschaftlich erfolgreicher als ihre Wettbewerber. Dabei geht es allerdings um viel mehr als nur um Fonts, Farben, Formen und schöne Logos. Es geht um das interdisziplinäre Design von Prozessen, um Arbeitsweisen und Innovationen. (1)
Ganzheitliches UX Design bedeutet, Zeit in Recherche, Usability Tests, Nutzerinterviews und deren Auswertung zu investieren, bevor es an die Umsetzung des eigentlichen Produktes geht. Dies erscheint auf den ersten Blick aufwändig und wie ein großer Kostenfaktor. Langfristig gesehen steigern allerdings selbst minimale Anpassungen den Umsatz.
Und auch das ist eine Tatsache: Je früher Fehler oder falsche Annahmen im Entwicklungsprozess eines Produktes aufgedeckt werden, desto günstiger ist deren Behebung. Am teuersten ist sie hingegen dann, wenn die Fehler erst beim fast fertigen oder komplett fertigen (Software-)Produkt entdeckt werden. Es ist daher sinnvoll, Nutzer:innen möglichst früh in den Designprozess einzubinden, zum Beispiel durch Interviews und Testing, um einer möglichen Fehlentwicklung vorzubeugen.(2)
Durch eine frühzeitige Einbindung von UX Design können also Kosten, die durch späte aufwendige Anpassungen entstehen, eingespart werden. Des Weiteren setzt eine gute User Experience (UX) auf eine gute Kunden- und Nutzerbindung, was seinerseits den Umsatz steigert.
Wir empfehlen deshalb ein regelmäßiges und iteratives Testen, um das Produkt nachhaltig zu optimieren und nur die Features zu entwickeln, die den Nutzer:innen tatsächlich einen Mehrwert bieten. Unserer Überzeugung nach ist ein gutes UX Design kein Kostenfaktor, sondern im Gegenteil ein Umsatztreiber.
McKinsey-Studie zu Design
So belegt auch eine Studie von McKinsey, dass teilnehmende Unternehmen, die mehr in Design investierten, ihre Umsätze und Aktionärsrenditen in der Jahresbetrachtung fast doppelt so schnell steigern konnten wie ihre Wettbewerber. Bei der fünfjährigen Studie wurden 300 Unternehmen hinsichtlich ihrer Design-Aktivitäten beobachtet. Ziel war es, herauszufinden, ob der Wert von Design überhaupt faktisch gemessen werden kann.(3)
Dabei verglich McKinsey die Design-Orientierung der Unternehmen mit deren finanzieller Performance und leiteten daraus den McKinsey-Design-Index (MDI) ab. Das Ergebnis: Diejenigen Unternehmen, die designorientierte Produkte und Dienstleistungen anboten, erzielten durchschnittlich um 32 % höhere Erlöse und bis zu 56 % höhere Renditen als ihre Mitbewerber ohne Fokus auf Design.(4)
Die Autoren der Studie identifizierten dabei vier Bereiche, die Unternehmen fokussieren sollten, um mit Design einen konkreten Wertschöpfungsbeitrag leisten zu können. Diese vier Bereiche sind die Grundlage des MDI.
Analytical Leadership
Design kann und darf in Zahlen gemessen werden und ist somit auch Aufgabe des Managements. Die Unternehmen mit hohem MDI-Score überwachten die Designleistung mit der gleichen Genauigkeit und Konsequenz wie Umsatz und Kosten. Schon kleine Anpassungen, wie zum Beispiel in der Usability einer Website oder eines Shops, können große Ergebnisse erzielen.
„The CEO of one of the world’s largest banks spends a day a month with the bank’s clients and encourages all members of the C-suite to do the same.“
McKinsey, The Business Value of Design (3)
Cross-functional Talent
Interdisziplinäre Teams sind die Grundlage für benutzerzentriertes Designs. Die Unternehmen mit einem hohen MDI-Score machen nutzerzentrierte Produkte und Services zur Aufgabe aller Mitarbeitenden. Insbesondere Methoden wie Design Thinking sind dafür da, ein Unternehmen über alle Abteilungen hinweg einzubeziehen.
„One of the strongest correlations we uncovered linked top financial performers and companies that said they could break down functional silos and integrate designers with other functions.“
McKinsey, The Business Value of Design (3)
Continuous Iteration
Design ist ein kontinuierlicher Prozess, der in jeder Phase der Entwicklung die Nutzer:innen einbeziehen sollte. Die Unternehmen mit einem hohem MDI-Score verringern das Risiko einer Neuentwicklung, indem sie stetig zuhören, testen, wiederholen, verwerfen und verbessern – und dies stets im Dialog mit den Endnutzer:innen. Dieser iterative Ansatz senkt das Risiko von Fehlentwicklungen und auch Prozesse und Arbeitsweisen werden so kontinuierlich auf den Prüfstand gestellt.
„Design flourishes best in environments that encourage learning, testing, and iterating with users.“
McKinsey, The Business Value of Design (3)
User Experience
Gutes Design beschränkt sich nicht nur auf das Produkt oder den Service. Es geht vielmehr um ein ganzheitliches Nutzungserlebnis, ganz egal ob online oder offline.
Unternehmen mit hohem MDI-Score unterscheiden nicht zwischen physischem, digitalem und Service-Design. Barrieren zwischen Abteilungen sind kontraproduktiv. Ziel ist es, eine ganzheitliche User Experience zu schaffen.
„Only 50 % of the companies we surveyed conducted user research before generating their first design ideas or specifications“
McKinsey, The Business Value of Design (3)
Fazit
Die Unternehmen, die bei der Studie von McKinsey einen hohen MDI-Score erzielten, konnten ihr Wachstum und ihre Rendite im Vergleich zu den Konkurrenten fast verdoppeln. Die Studie stellt somit einen Zusammenhang zwischen Design-Best-Practices und finanzieller Performance her. Wichtig ist es hierbei, nicht nur in ein oder zwei Design-Disziplinen gut abzuschneiden, sondern in allen vier Dimensionen stark zu sein. Somit sollten Unternehmen, die gute Produkte und Technologien designen wollen, einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen.
„Design is more than a feeling: it is a CEO-level priority for growth and long-term performance.“
McKinsey, The Business Value of Design (3)
Und die Unternehmen, die danach streben und Design in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stellen, dürfen auch mit einem guten MDI-Score rechnen. Damit widerlegen wir den Mythos, dass UX Design unwirtschaftlich ist, denn gutes Design ist auch gut fürs Geschäft.